Farben und Pinsel selbst gemacht

Bis vor wenigen Jahrzehnten waren Farben aus Naturprodukten noch die Regel. Heute sind viele Farben mineralölhaltig, vor allem solche, wie sie für den Druck von Werbe-Prospekten und Zeitschriften verwendet werden.. Mineralölfreie Zeitungsfarben sind machbar, aufgrund mangelnder Nachfrage jedoch aktuell nicht am Markt verfügbar. So können die Mineralöle über das Papierrecycling zum Teil in Produktionsketten gelangen, wo sie nicht hingehören z.B. in Lebensmittelverpackungen - hier ist in Sachen Verbraucherschutz noch viel zu tun.

Aus verschiedenfarbigen Erden und Pflanzenteilen können schnell und einfach viele verschiedene Farbtöne erstellt werden. Auch das Experimentieren mit selbstgemachten Pinseln ist eine spannende Abwechslung und führt den Kindern vor Augen, wie viel Kreativität und Spaß schon der Prozess des Herstellens der Bastellutensilien beinhalten kann.


Erdfarben:
Hierfür müssen kleine Mengen von verschiedenen Böden, Tonen und Lehmen, oder auch der Abrieb von Ziegel- und anderen Bausteinen in möglichst vielen verschiedenen Farben gesammelt werden. Meist reicht es schon an verschiedenen Orten Erde zu sammeln, um einen ausreichend großen Farbunterschied zu haben. So sind z. B. Erden unter Nadelgehölzen deutlich dunkler als unter Laubbäumen.

Nachdem die Proben getrocknet, von Pflanzenresten und gröberen Steinen gesäubert wurden (Tipp: mit feiner werdenden Sieben arbeiten), werden  sie z.B. mit Hilfe eines Mörsers oder Kartoffelstampfers zu feinem Pulver zerrieben. Nun können sie mit Pflanzenöl zu glatten, geschmeidigen Farben vermischst oder unter Zugabe von Stärke zu Fingerfarben (siehe dort) weiterverarbeitet werden. Zur Intensivierung der Farben können auch Pflanzensäfte mit verarbeitet werden.

Pflanzenfarben:
Pflanzenfarben können entweder aus dem Direktsaft von frischen Pflanzenteilen oder durch Erhitzen mit Wasser gewonnen werden. (Achtung: manche Pflanzen färben sehr stark, daher auf entsprechende Kleidung und eventuell Handschuhe achten.)Besonders farbstark sind die Säfte vieler heimischer Beeren und Gemüse (manche sind jedoch nur wenige Wochen im Jahr verfügbar). Aber auch frisches Gras und verschiedene Blätter sowie Gewürzpulver können zur Herstellung von Naturfarben verwendet werden. Natürlich können Sie der Phantasie der Kinder freien Lauf lassen und einfach mal ausprobieren, welche Farben wo drin stecken. Wenn Sie bestimmte Farben erzielen wollen, hier folgende Tipps:

  • gelb: Rhabarberwurzeln, Löwenzahnblüten, Birkenblätter, Färberkamille, Karotten, Currypulver oder Curcuma
  • hellbraun: Zwiebelschalen
  • rot: Rote Bete, Malventee, Hagebutten, Paprika, Rosenblätter
  • blau/violett: Rotkohlblätter, Blau- und Brombeeren, Holunderbeeren
  • sandfarben: Birkenrinde
  • braun bis schwarz: schwarzer Tee, starker Kaffe, Kakaopulver
  • grün: Himbeerblätter, Brombeerblätter, Brennnesselblätter (mit Handschuhen pflücken und verarbeiten), Liebstöckel, Petersilie, Spinat, …

Frische Pflanzenteile zuerst waschen und grob zerkleinern. Beeren, die meist besonders farbintensive Extrakte liefern, können direkt durch ein Sieb oder ein Tuch gedrückt und der Saft sofort verwendet werden.
Bei vielen Pflanzen ist es jedoch ratsam sie zunächst zu raspeln (z.B. Möhren oder Rote Beete) oder sie im Mörser zu zerreiben (z.B. Gewürze, Blüten und Blätter) und eventuell etwas Wasser zuzugeben. Aus diesem Brei kann dann die Farbe mit einem Löffel aufgesammelt werden (Löffel vorsichtig in Masse drücken und darin Saft sammeln).
Bei eher trockenen Pflanzenteilen und -pulvern löst sich durch Reiben und Zermörsern nicht ausreichend Farbe aus dem Pflanzenbrei, daher sollte dieser zusätzlich unter Rühren 5 bis 10 Minuten bei mittlerer Hitze erwärmt werden (notfalls wenig Wasser nachgießen). Ist der Pflanzensud abgekühlt, wird er zunächst durch ein grobes, dann ein feines Sieb oder einen Kaffeefilter gegossen und die Farbe in bereitstehende Gläschen abgefüllt.


Je nach Konsistenz und Verwendungszweck ist es sinnvoll etwas Mehl, Kleister oder Kreidepulver zum Andicken der Farben zuzugeben.
Um die Farben länger feucht zu halten, kann Glycerin zugegeben werden. Zum Mixen von Farben aus Pulvern kann außerdem Pflanzenöl verwendet werden, dieses intensiviert die Farben zusätzlich. Die zubereiteten Pflanzenfarben sind nur begrenzt haltbar und verblassen schneller als gekaufte Farben.


Tipps:
- wer die zerkleinerten Pflanzenteile trocknet, kann jederzeit wieder "frische" Farben herstellen
- dünnflüssige Farben können auch als Tinte verwendet und mit einem Federkiel verschrieben werden
- spannend ist zudem der Vergleich der frischen Farbsäfte mit denen aus den erhitzten Pflanzenteilen, da diese meist farbintensiver sind (z. B. Holunder) oder sich sogar stark verändern
- mit Rotkohlsaft kann zusätzlich gezeigt werden, dass Farbe nicht gleich Farbe ist: lila Rotkohlsaft färbt sich bei Zugabe von Essig oder Zitronensaft (=Säure) rot, bei Zugabe von Seife (=Lauge) blau


Pinsel:
Wer auch die zum Vermalen benötigten Pinsel selber machen will, kann z.B. Federn oder frische und getrocknete Gräser verwenden. Auch dünne junge Äste und Fichten- oder Thujazweige lassen sich leicht verarbeiten. Dazu einfach die entsprechenden Materialen mit Schnur oder Gummiband an einem dünnen Stock befestigen und los geht’s.
Ganz besondere Pinsel können aus verschieden dicken Stöcken hergestellt werden, deren eines Ende so lange mit einem Hammer bearbeitet wird, bis die Spitze ganz faserig und pinselartig ist.

Auf den Seiten von www.zzzebra.de findet sich neben vielen tollen Ideen rund um das Thema selbstgemachte Farben z. B. auch eine Anleitung zum Erstellen von Borstenpinseln aus Holz www.labbe.de/zzzebra/index.asp